Hoffnung

Wie wird man ICH SELBST? Wir alle kennen die Sprüche, die uns von Postkarten, T-Shirts und Instagram entgegen leuchten. Sei Du selber! Oder, um es mit Coco Chanel zu sagen: „La beauté commence au moment où vous décidez d’être vous-même!“ – Nur – wie gelingt einem das? Dieser Text einer 16-jährigen Philosophin – denn das ist sie – zeigt deutlich, dass wir vor allem lernen müssen, in Beziehung zu uns selber zu treten. Eine Kunst, die uns vor viele Herausforderungen und Fragen stellt. Aber, und das zeigt die hier veröffentlichte Erfahrung: Es gibt HOFFNUNG! 

Für lange Zeit habe ich die Hoffnung in die Menschheit verloren. Ich war, so könnte man sagen, viele Monate, sogar Jahre unterwegs und war ein Mensch, der andere kopierte und dabei selbst mutierte. Ich wollte Spaß, Freude und ein hassfreies Leben haben, aber da ich es trotz aller Anstrengung nie erreichte, entschloss ich mich, nicht mehr zu leben. Ich war nicht mehr ICH SELBST – aber wer erreicht das schon? 

Man wird nie sein Selbst finden, wenn man davon ausgeht, dass es nicht existiert oder dass man erst danach suchen müsse. In uns finden wir, wer wir sind. Unser Selbst. Vieles, was wir im Leben machen oder tun, spiegelt uns wider. Wir merken es zwar nicht, aber wir tun Dinge, die beschreiben, wer wir sind. Egal, wie oder wo, egal, wie wir uns mit Menschen unterhalten oder uns verhalten, wenn wir alleine sind: Alles sagt etwas über uns aus.

Was wir lernen müssen und was eine Art Lebensprüfung ist, besteht darin, dass wir unsere Entscheidungen und unser Handeln analysieren. Das, was nach außen hin zunächst gewöhnlich oder ohne weitere Bedeutung erscheint. Wir haben als Schüler sehr oft gesagt: Was bringt im Unterricht das Analysieren von Texten oder Gedichten? Was bringt es uns fürs Leben? Es mag sein, dass viele heutzutage beim Schulischen stehenbleiben oder Lehrer, wenn sie es uns erklären, nur auf die Analyse dieses konkreten Textes schauen. Aber in Wirklichkeit war der Gedanke von Anfang an, den Schülern beizubringen, selbst kleinste Dinge zu interpretieren und zwischen den Zeilen lesen zu lernen. Wenn wir diese Fähigkeit oftmals praktizieren, lernen wir, im Leben das zu sehen, was äußerlich nicht zu sehen ist. Diese Fähigkeit ist keine „Magie“, „Zauberei“ oder „Übernatürliches-die- Augen-öffnen“. Nein. Wenn etwas magisch ist, alles Existierende übersteigt – dann ist es der Mensch und sein Dasein. Unsere Träume vom Zaubern, von besonderen Dingen, von denen wir wünschten, wir könnten sie vollbringen: Wir brauchen sie nicht. Weil wir selbst „Magie“ sind. Ich, Du: Ein Wunder, etwas, das wir nie wirklich wahrgenommen haben, etwas, das mehr ist als bloße Chemie oder Biologie, mehr als einfach nur ein Stück „Natur“.

Ich habe lange die Hoffnung fallen lassen, die Menschheit zu retten – und damit meine ich: die Menschen um mich herum – , weil ich dachte, dass es nur Schwachsinn sei. Aber heute habe ich erkannt, dass Gott die Hoffnung noch lange nicht aufgegeben hat, weil er jede Sekunde ein weiteres Leben auf die Welt bringt. Wenn Er nicht aufgegeben hat, wie soll ich es dann, wenn ich doch ein Teil Seiner Hoffnung bin? Er hat mich, einzigartig wie ich bin, mit und trotz allem, in mein Leben geschickt.

Alles, ob Tiere, Menschen oder Pflanzen, alles ist HOFFNUNG, denn sonst würde es nicht existieren und unserem Leben etwas bieten, das uns bereichert – ein Leben voller Wunder. Sicher fragt sich der eine oder andere: „Trotzdem: Wieso hat er uns dann geschaffen und uns dann allein gelassen?” Und diese Frage ist gerechtfertigt. Ich selbst stelle mir auch diese Frage, tage- und nächtelang: „Warum hast du uns allein gelassen, warum hast du mich allein gelassen?“ Aber ich habe nie daran gedacht, dass wir uns im Leben vieles nicht erklären können. Warum brauchen wir dann dafür eine Erklärung? Schließlich gibt es keinen Beweis dafür, dass Gott existiert und trotzdem glauben wir daran. Wir lieben Menschen und nicht nur die Familie oder uns helfende Menschen – und haben wir dafür eine Erklärung? 

Wieso liebt man, ohne die Augen an erste Stelle zu stellen (also nur die zu lieben, die körperlich schön sind) oder wieso schmerzt Liebe und heilt gleichzeitig. Beispiel: Die Liebe zwischen einer  Mutter und ihrem Kind. Es wird immer eine Auseinandersetzung kommen, wo man sich gegenseitig schmerzende Dinge sagt aus Wut, aber dennoch liebt man sich.

Es gibt für so vieles keine Erklärung, aber wir suchen in naturwissenschaftlich beweisbaren Dingen eine Erklärung, obwohl sie keine benötigen. Denn manchmal sehen wir das Offensichtliche einfach nicht, z.B. warum ein Mensch weint, obwohl er doch glücklich zu sein scheint oder warum Tränen salzig schmecken. Sehr komplizierte, von unserem Alltag weit entfernte Dinge untersuchen wir naturwissenschaftlich, aber etwas, was uns dauernd passiert und viel mehr betrifft, wie das Weinen, können wir nicht untersuchen oder wir hinterfragen es ganz einfach nicht. Es scheint so offensichtlich, dass es dafür keine Erklärung braucht. Weil es eben etwas ist, das man fühlt. Es ist auch ein Wunder, das aber nicht als WUNDER erkannt wird. Versucht mal Wut oder Trauer hundert Prozent genau in Worten zu beschreiben, wir können es nur vergleichen mit Dingen, die äußerlich schmerzhaft sind. Wir finden keine genauen Worte für das, was man nicht mit den Augen sehen kann. Aber doch spüren wir es ganz deutlich, wie Wut oder Trauer, und es macht uns zum Teil völlig fertig. Und trotzdem machen wir uns nicht die Mühe, genauer hinzuschauen, zu untersuchen, WAS uns da so fertig macht. Aber wo bringt man uns das schon bei. Selbst in der Schule, wo man eigentlich was lernen sollte, lässt man das völlig im Background stehen. Uns wird sehr selten beigebracht, über uns selbst und alles, was IN UNS IST, nachzudenken – weil man es halt nicht sieht.

Leben kann schmerzen, egal wie gut man ist oder wie gerecht man sich verhält oder verhalten will. Viele werden das nicht verstehen, diesen Schmerz, der wie ein unendliches Feuer in einem brennt und schmerzt. Aber dieser Schmerz kann gelöscht werden, wenn man selbst bereit dazu ist. Je mehr wir in die Zukunft schauen, umso mehr steigt der Hass und das Ego, weil wir nur uns im Film ”Mein Leben” sehen. Wieso lernt man dann nicht einfach, die Welt als EIN LEBEN zu sehen und sich in andere hineinzuversetzen – im HIER UND JETZT?  ICH UND der ANDERE sind wichtig. Und ohne das ICH gibt es den ANDEREN nicht. 

Die einzige Frage, die ich mir stelle, ist: Was würde Gott machen, wenn er mein Leben leben würde? Welche Menschen würde er ausgrenzen und welche Menschen in die Arme nehmen? Welches Leben würde er aufbauen oder entwickeln oder zeichnen? Es können mir viele Menschen helfen, und ich nehme ihre Hilfe auch freudig an. Aber viele Fragen können Menschen nicht beantworten und was, wenn ausgerechnet von der Frage, die ich mir jetzt gerade bei einer bestimmten Entscheidung stelle, mein Leben abhängt? Es wird nie eine Erklärung für alles geben, aber viele Wege, um der Antwort ein Stück näher zu kommen, um sich besser zu fühlen, sicherer und sinnvoller.

Sufloon, 16 Jahre

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