Wer sind die heiligen drei Könige?*

  • In Spanien bringen traditionellerweise am 6. Januar die heiligen drei Könige die Weihnachtsgeschenke – nicht wie in Deutschland am 24. Dezember. Kinder sind hier insbesondere während der Cabalgata, eines Umzugs der drei Könige und ihres Gefolges am 5. Januar abends, ganz aufgeregt, weil sie den Königen unbedingt ihren Wunschzettel mitgeben müssen, damit sie am 6. Januar auch die Geschenke bekommen, die sie sich wünschen…

Auf spanisch sagt man mit zwei Bildern, wenn sich jemand etwas heiß und innig wünscht: „sich den Mond wünschen“ oder auch „sich Birnen von einer Eiche wünschen“. Beides drückt aus, dass man sich etwas Unmögliches wünscht.

Das Innere eines Menschen ist schwer greifbar, unsichtbar, immateriell. Und was dem Inneren entspringt, ebenfalls, wie z.B. lieben. Das WIE ich liebe: also, wann, wo, wen….ist dann natürlich oft berührbar, sichtbar, spürbar in den Handlungen, die meiner Liebe entspringen. Je nachdem, was ich denke, was angebracht oder richtig ist: Die Art und Weise, welcher Moment, welcher Ort und welche Person.

In Spanien bringen traditionellerweise am 6. Januar die heiligen drei Könige die Weihnachtsgeschenke – nicht wie in Deutschland am 24. Dezember. Kinder sind hier insbesondere während der Cabalgata ¹, eines Umzugs der drei Könige und ihres Gefolges am 5. Januar abends, ganz aufgeregt, weil sie den Königen unbedingt ihren Wunschzettel mitgeben müssen, damit sie am 6. Januar auch die Geschenke bekommen, die sie sich wünschen…Und ohne diesen Wunschzettel an die Magier ² aus dem Morgenland wäre dieser Umzug nur halb so aufregend, verlöre an Spannung und Zauber. Alle – Großeltern, Eltern, Geschwister, Verwandte, Nachbarn und Lehrer usw., egal, was jemand glaubt oder welche Weltanschauung er oder sie vertritt, aus welcher gesellschaftlichen Schicht jemand kommt …alle tauchen am Abend der 5. Januar in diese magische Welt, noch voller Unschuld, ohne kritische Urteile, in den Zauber dieser Momente, die denjenigen einer Gesellschaft gehören, deren Verstand noch nicht voll ausgereift ist und die sich deswegen so sehr freuen und staunen können.

MAP hilft als Methode, das Innere einer Person sichtbar zu machen, mit all ihren Fähigkeiten, Stärken und Möglichkeiten. Das wird möglich, wenn es keine Bremsen, keine Fesseln, kein…Hin- und Herüberlegen gibt; genau dann, wenn jemand wie Kinder am 5. Januar voller Faszination und ohne Wenn-und-aber auf sich schaut. Eines der Tools, die wir in MAP nutzen ist es, einen Wunschzettel an die heiligen drei Könige zu schreiben. Kein einfacher Wunschzettel.

Was wir zunächst anraten, ist, sich vorzustellen, man wäre schon 18, 27, 36, 45, 54, 63, 81 90 oder 99 Jahre alt. Wieso genau dieses Alter oder diese Alterspanne? Weil das Leben dynamisch ist und im Laufe des Lebens neue ICH BIN…entstehen, aus denen folgt, WAS DESWEGEN ZU TUN ist. Wenn eine Person nicht die Zügel in die Hand nimmt und selbst bestimmt, wohin es in ihrem Leben gehen soll, übernehmen das andere Menschen und meist sind das dann nicht die Richtungen, die die Person gerne eingeschlagen hätte.

Einen Wunschzettel an die heilige drei Könige zu scheiben ist eine Mischung aus Wirklichkeit und Träumen.

Wirklichkeit, weil sich jemand bewusst wird, wie seine persönliche Situation und die seines Umfelds sein wird, wenn er oder sie 18, 27, ….99 Jahre alt sein wird.
Werde ich noch studieren oder in der Ausbildung sein? Oder bereits berufstätig? Werde ich irgendwelche Bindungen eingegangen sein oder vielleicht sogar Verpflichtungen übernehmen, die eine Familie mit sich bringt? Oder werden meine Kinder vielleicht schon außer Haus sein – oder werde ich die Aufgaben übernehmen, die eine Oma oder ein Opa hat?…Oder oder oder…

Träume, weil ich in Worte fasse, wie ich mir wünschen würde, wie mein Leben in der Zukunft aussehen soll, wenn ich 18, 27…99 Jahre alt sein werde. Werde ich dann weiterhin von
Prüfungsangst geplagt sein, oder dauernd kontrolliert werden oder werde ich selber berufliche Ziele definieren? Wird mein Umfeld weiterhin aus Kindern im Teenageralter bestehen, werden meine Hypotheken aus früheren Entscheidungen weiterbestehen, wird … weitergehen, werden …weiter da sein?

Realität und Traum in den verschiedenen Bereichen eines Lebens: persönlich, familiär, beruflich, sozial, spirituell, kulturell, sportlich, politisch, Hobbys, etc.

Die Verknüpfung von Realitäten und Träumen helfen einer Person, sich in einem weiten Horizont und doch in Raum und Zeit zu verorten, ausgehend von der aktuellen Situation, mit einer reifen Projektion, für die Zeit, wenn er oder sie 18, 27, …99 Jahre alt sein wird.
Sicherlich ist die Vorstellungskraft oder Fantasie hier tätig, aber mit einer klaren und konkreten Präzision, die es ermöglicht, richtige Entscheidungen zu treffen: Für jedes JA werden unendlich viele NEINs eingespart bzw. ausgeschlossen; d.h., wenn jemand sich für ein bestimmtes Studium entschieden hat, das einen beruflich qualifiziert, sind andere Studiengänge, für die man ebenfalls qualifiziert wäre, nicht mehr vorhanden, ohne dass man auf sie verzichten muss; man hat sich einfach entschieden. Und was man so konkret in der Berufswahl entschieden hat, kann und muss in jedem Bereich angewandt werden: persönlich, familiär, … usw.
Keine kleine Aufgabe, dieser Wunschzettel an die heiligen drei Könige!

In allen Bitten des Briefes an die Heiligen Drei Könige müssen immer zwei Zutaten vorhanden sein: Begeisterung und Unmöglichkeit.

Denn wenn jemand den Wunschzettel an die Heiligen drei Könige schreibt, sollte er oder sie so schreiben, wie Kinder schreiben, wie das Innere eines Menschen schreibt: „Liebe heilige drei Könige, ihr wisst, dass ich mich sehr gut benommen habe, und deshalb bitte ich euch, mir …. zu bringen“. Es lohnt sich, um große Dinge zu bitten: Wenn ein Kind nur um ein Bonbon bittet, lobt man normalerweise ein Kind, dass das schön und gut ist, aber dass es um etwas größeres bitten kann und sollte… um etwas noch schwer Vorstellbareres, Aufregenderes und zunächst Unmögliches.

Und wenn jemand wirklich um etwas im Grunde Unmögliches bittet, wird er oder sie lernen, die Realität zu berühren, die trotz allem mit Begeisterung und Unmöglichkeit vereinbar ist.

Ein Kind wird auch ermahnt: „Wenn du dich nicht gut benimmst … werden sie dir Kohle bringen“. Und ein Kind muss sich bemühen, sich wirklich gut zu benehmen, immer, auch wenn es keinen logischen Zusammenhang zwischen „essen, ins Bett gehen, Zähne putzen, Hausaufgaben machen…“ und den Wünschen gibt; „denn sonst…, bringen sie dir Kohle!“

Ein schwieriger Brief.
Eine Begegnung mit der Wirklichkeit, die es leichter macht, Entscheidungen zu treffen.
Entscheidungen, die oft „kostspielig“ sind, weil sie uns aus unserer Komfortzone herausführen.

Traust du dich, deinen Brief an die Heiligen Drei Könige zu schreiben?

¹Die Cabalgata de Reyes Magos ist ein Umzug mit Wagen, der in den Städten Spaniens und Andorras, in Gibraltar und in geringerem Umfang in tschechischen, polnischen und mexikanischen Städten sowie in der portugiesischen Stadt Monção typisch ist und bei dem die Heiligen Drei Könige (Melchior, Caspar und Balthasar) und ihre Pagen und Helfer am Vorabend des Dreikönigsfestes Süßigkeiten an Kinder verteilen. Die Umzüge finden jedes Jahr am 5. Januar abends oder in der Abenddämmerung statt, bevor die Heiligen Drei Könige in der Nacht die Geschenke in den Häusern hinterlassen.

²In Spanien ist es Tradition, dass die Heiligen Drei Könige den Kindern in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar die Weihnachtsgeschenke bringen. Vorher müssen die Kinder den königlichen Pagen einen Brief übergeben; sie fungieren als Boten und leiten den Brief an die Heiligen Drei Könige weiter. In diesem Brief listen Kinder die Geschenke auf, die sie sich wünschen, und was sie im Laufe des Jahres Gutes getan haben, um dieser Geschenke würdig zu sein. Es ist auch Tradition, dass die Kinder in der Nacht zum 5. Januar ihre Schuhe irgendwo im Haus, neben der Tür oder in einem Fenster abstellen; sie lassen auch Süßigkeiten oder Früchte für die Heiligen Drei Könige und Wasser oder Futter für die Kamele zurück. Am nächsten Morgen finden sie dort die ersehnten Geschenke, wenn sie sich im vergangenen Jahr gut benommen haben; wenn sie sich …na ja…. benommen haben, finden sie stattdessen süße Kohle (eine hässlich aussehende Süßigkeit, aber immerhin eine Süßigkeit); aber wenn sie sich schlecht benommen haben, bekommen sie einfach nur Kohle.

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